Am Freitag, den 16. 10. 15 startete das Pädagogische Wochenende um 15 Uhr im Haus der Caritas St. Elisabeth in Altötting mit der Jahresplanung.
Am Samstag referierte Hans Steinkellner aus Linz über die Neue Autorität. In sechs Stunden brachte er uns das Konzept mit vielen konkreten Beispielen näher.
Die Entscheidung anwesend zu sein, im guten Kontakt mit mir selber, respektvoll, wertschätzend und gewaltfrei der anderen Person gegenüber, das bedeutet im Sinne
der Neuen Autorität wirklich präsent zu sein und dabei als Erwachsener die Verantwortung für die Beziehungsqualität zu übernehmen und für die Einhaltung unserer
Werte & Regeln des Zusammenlebens einzustehen. Die ""Wachsame Sorge" ermöglicht uns, aufmerksam und wachsam zu sein und bei Alarmsignalen die notwendigen Schritte
einzuleiten, damit es gut weitergehen kann.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, uns klar zu werden, dass wir über eine andere Person keine Kontrolle haben können, nicht einmal über unsere Kinder. Die gute Nachricht ist
jedoch, dass wir das auch nicht brauchen. Wir können Kontrolle über uns, unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen haben. Und wir können entscheiden, wann wir auf eine Provokation, einen
Konflikt reagieren (Prinzip Aufschub - "Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist"). Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, dass uns klar wird, wenn wir in Auseinandersetzungen
gewinnen wollen, Recht haben wollen, wir oft dazu beitragen, dass die Situation eskaliert. Unser Leitsatz ist hier: Nicht besiegen, sondern beharren! (Prinzip Beharrlichkeit).
Ein weiterer Aspekt: Wir machen auch Fehler und das ist in Ordnung. In den meisten Fällen können wir diese auch korrigieren und uns entschuldigen (Prinzip Positive
Fehlerkultur).
Wir sind nicht allein! Auch wenn wir uns manchmal sehr isoliert fühlen. Unterstützung nützen und Netzwerke aufbauen als ein zentraler Aspekt der Neuen Autorität. "Es braucht ein ganzes Dorf, um
ein Kind zu erziehen", so heißt es in einem afrikanischen Sprichwort. Menschen und Teams dabei zu begleiten, sich gegenseitig zu unterstutzen, jede/ jeder nach seinen Möglichkeiten und wenn
notwendig, weitere UnterstützerInnen einzubinden führt oft zu einer großen Entlastung und Verbesserung der Lebenssituation.
Wir haben viel mehr Gewicht/Stärke, als wir glauben, vor allem, wenn wir mehrere sind, die entschlossen handeln. Bei der Handlungsmöglichketen des gewaltlosen Widerstands geht es vor allem um das
Deutlich- & Sichtbarmachen unserer Entschlossenheit und Verbundenheit. Wir sprechen nicht nur von Widerstand bei destruktivem Verhalten, wird SIND der Widerstand. Dies hat
eine enorme Wirkung auf das Gegenüber, vor allem bei längeren Aktionen wie eine Sit-in zum Beispiel, bei dem sich Eltern bis zu 2 Stunden zum Kind ins Zimmer setzen, um deutlich
zu machen: "Wir können dein gewalttätiges Verhalten nicht mehr akzeptieren und wir sind jetzt hier bei dir, weil du uns wichtig bist und wir an einer Lösung/Veränderung interessiert sind."
Beziehung ist die wichtigste Ressource! Darauf baut jegliche Intervention der Neuen Autorität auf. Wir ermutigen dazu, beziehungsstiftende Gesten, wertschätzende Rückmeldungen und vor allem immer
parallel bei Maßnahmen des Widerstandes Gesten der Versöhnung zu setzen, um deutlich zu machen. Wir sind interessiert an Dir, an einer guten Beziehung, auch wenn es
Schwierigkeiten gibt, wenn das Kind, der Schüler, die Mitarbeiter problematische Verhaltensweisen zeigt.
Von großer Wichtigkeit ist auch der Aspekt Transparenz. Partielle oder gänzliche Transparenz kann folgendes bewirken. Sie mobilisiert Unterstützung, bewegt Dritte oder auch
feindselig gestimmte Personen/Gruppen eine klare gewaltfreie Position einzunehmen, sich der "Guten Sache" anzuschließen und sie stärkt unser Zusammengehörigkeitsgefühl,
vorausgesetzt unsere Haltungen und Handlungsweisen werden als ethisch-moralisch in Ordnung und notwendig erachtet.
DIE Alternative zu Strafen und Sanktionen! Die Erfahrung zeigt, dass Strafen und Sanktionen bei Konflikten aller Art in vielen Fällen nicht zu den gewünschten Lerneffekten
führen. Aus unserer Einschätzung kann es gerade durch begleitete Wiedergutmachungsprozesse gelingen, bei den betreffenden Personen die Einsicht in das begangene Unrecht zu
ermöglichen und sie durch eine Handlung der Wiedergutmachung gleichsam zum guten, konstruktiven Verhalten anzuregen.
Dem Referenten gelang es, uns mit dem Konzept der Neuen Autorität zu motivieren.
Ganz herzlichen Dank unserem Förderverein, der das Seminar möglich machte. Herr Steinkellner war jeden Euro wert!
Herzlichen Dank auch an Steffi Schrenk von der Schulsozialarbeit, die die Organisation übernahm.
Maria Ludwig